Johann Christian                    Das Standbild zu Memphis

Freiherr von Zedlitz

Du Bild von Erz, inmitten aufgerichtet

Der alten Stadt, die einst dich walten sehen,

O rege dich, du darfst so stumm nicht stehen,

Indeß dein großes Werk man frech vernichtet!

 

Du hast die alte Finsterniß gelichtet,

Vor deinen Strahlen mußte sie vergehen,

Sie schwand wie Rauch vor deines Athems Wehen –

Nun ist sie dunkler als vorher geschichtet!

 

Nur Einmal noch erhebe deine Stimme,

Sprich Einmal noch, den Tempel zu beschützen,

Daß nicht Vernunft, die hehre, sei zum Spotte!

 

Und hört sie nicht, die Tempelschänderrotte,

Streck deine Hand aus im gerechten Grimme

Und scheuche sie hinweg mit Himmelsblitzen.

 

 

 

 

 

 

 

Johann Christian

Freiherr von Zedlitz

Gefesselt bin ich nun, ich bin gebunden,

In enger Haft unlösbar fest gehalten,

Und wie auch Willkür herrisch möge walten,

Küss’ ich die Bande doch, die mich umwunden.

 

Wohl selten sind Gefangne froh befunden,

Leicht zeigt der Blick, daß Gram die Brust Gespalten

Und Sehnsucht dehnt zu Jahren ihre Stunden.

 

Ich aber will die Ketten immer tragen,

Geheime Flucht kommt mir wohl nie zu Sinnen,

Obgleich mir nichts verwehrte, zu entrinnen.

 

Mir tönt die Luft nur Lust zurück, nicht Klagen,

Und Blut und Leben möcht’ ich freudig wagen,

Ein ewiges Gefängniß zu gewinnen.